Am
vergangenen Mittwoch war es soweit: Nachdem die anliegenden Gebäude
bereits abgerissen wurden, ging es an den 30 Meter hohen Turm der
ehemaligen – 1966 vom Architekten Konrad Beckmann
erbauten - Hoffnungskirche.
Spätestens
in einer Woche erinnert nichts mehr daran, dass sich an der
Ricarda-Huch-Straße dereinst ein Gotteshaus befand, was bereits 2011
entwidmet wurde, und unter dessen Dach sich bis 2017 auch das
Mehrgenerationenhaus Hell-Ga befand. Im Herbs 2019 soll hier der
Ersatzbau für das benachbarte und unter Denkmalgeschutz gestellte
Gebäude des Caritas-Altenzentrums St. Hildegardis fertiggestellt sein.
Das
neue Pflegezentrum (Kosten etwa 9,5 Millionen Euro) wird 80 volle und
zwölf Tagespflegeplätze anbieten. Nötig wurde der Neubau, weil laut
Vorgabe des Wohn- und Teilhabegesetzes (WTG)
,
ab August 2018 in dauerhaft belegten Seniorenheimen mindestens 80
Prozent der Zimmer als Einzelzimmer angeboten werden müssen. Das vom
Architekten Gottfried Böhm
aus den 1960er-Jahren
stammende Gebäude entsprach mangels genügendem Grundriss - und nicht
zuletzt aus denkmalschutzgründen - nicht den neuen gesetzlichen
Bestimmungen. So entschloss sich die Caritas zu einem Neubau.
Es gab viele Klagen und Proteste gegen den Verkauf der einstigen „Heimat“ vieler Vereine und ehrenamtlich Tätigen.
Denn
mit der Schließung und dem Verkauf der Hoffnungskirche an Caritas
befürchtete man, dass etwa 900 Besucher, 25 Gruppen und etwa 40
ehrenamtlich Tätige ein Stück Heimat und Zuversicht verlieren. Darum
hatte sich SOS-Kinderdorf in Garath entschlossen, die Hoffnungskirche zu
kaufen – sogar Baupläne und Bauanfragen gab es schon. Leider war die
Mühe umsonst, denn der Kaufinteressent Caritas hatte am Ende wohl die
besseren Karten - und offensichtlich auch mehr Geld (1,4 Mio) zur
Verfügung.
2017
musste sich die - 2007 von der damaligen Bundesfamilienministerin
Ursula von der Leyen zum ersten Mehrgenerationenhaus ernannte - Hell-Ga
e. V. nach einer anderen Bleibe umschauen. Diese fand „Hell-Ga“ dann
unter dem Dach des SOS-Kinderdorfes
im Sommer 2017 auf der Carl-Severing-Str. 4.
SOS-Kinderdorf
und „Hell-Ga“ haben sich zu einer Einrichtung entwickelt, die aus
unserem sozialen und kulturellen Leben nicht mehr wegzudenken sind. Es
sind Orte der Orientierung und der Nächstenliebe, wo untereinander und
für andere Verantwortung zu übernehmen bejaht und praktiziert wird. Eben
Begegnungszentren für alle Altersstrukturen und mit zahlreichen
kreativen Angeboten - und somit Lebensraum, Gesicht und Mitte unseres
Stadtteils geworden.
Die Pläne für den Neubau, die Architekt Markus Schmale Ende 2017 in der BV 10 vorstellte,
ernteten viel Zuspruch seitens der Politik. Am Ende haben sich auch die
meisten ehemaligen „Protestler“ damit abgefunden, dass es die
Hoffnungskirche nicht mehr geben wird – jedoch dafür etwas Neues
entsteht. Und wer weiß schon, ob man nicht selbst einmal Bewohner eines
hochmodernen Pflegeheimes sein wird oder möchte.
Ein
bisschen Wehmut, ob des Verlustes unserer fast 50 Jahre alt gewordenen
Hoffnungskirche, wird jedoch immer in unseren Unterhaltungen über „die
alten Zeiten“ mitschwingen.
Auf
der Abriss-Schutzplane am Turm der Hoffnungskirche ist ein Spruch zu
lesen. Er lautet: „Wenn wir hier durch sind, wird´s richtig schön“. Die
vergangene Zeit war eine schöne Zeit; hoffen wir, dass der Spruch sich auch für die Zukunft bewahrheitet.
Info:
Was mit dem alten Pflegeheim nach dem Umzug geschehen soll, steht noch nicht fest. Ein Investor hatte zwar vor, Wohnungen zu bauen, jedoch ist bisher noch nichts Genaueres bekannt.