Der in Krefeld geborene Wilhelm Kalus lebt seit 1964 in
Garath. Für den noch sehr rüstigen 86-jährigen bedeutet Garath Heimat,
Sport und soziales Engagement. „Ich lebe gerne in Garath. Wenn ich es
einmal verlassen muss, dann nur mit den Füßen voran“, stellt er klar.
Wie viele andere Garather, reagierte auch Ur-Garather Wilhelm Kalus
sehr ungehalten darüber, dass Garath immer wieder durch die Medien -
aber auch von Menschen, die selbst in Garath leben - schlechtgemacht
wird. Dem Stadtteilportal für Garath Hellerhof erzählte er seine Sicht
und wie er Garath sieht.
„Als ich letzte Woche einen WZ-Artikel
mit
dem Titel Stadtführung: „Still loving Garath“ - Die Typen hinter den
tristen Fassaden“ las, in dem eine Journalistin meinte: „Wenn ich an
Garath denke, dann denke ich an Armut, Neonazis und Hochhausschluchten“,
ist mir fast der Kragen geplatzt. Was oder wer gibt jemandem das Recht
so etwas unfassbar dummes und beleidigendes zu schreiben und
veröffentlichen zu lassen“, fragt sich Kalus in einem Interview mit dem
Reporter Peter Ries vom Stadtteilportal Garath Hellerhof.
In all den Jahren habe er in Garath noch nie irgendwelche Probleme mit
vermeintlichen Nazis oder anderen Gruppierungen gehabt. Dass es auch in
Garath – wie in anderen Stadtteilen welche gebe, mag ja sein, er
bezweifele jedoch, dass sie alle in Garath leben und kann sich auch
nicht vorstellen, dass man in Garath unsicherer sein soll als in anderen
Städten und Stadtteilen. „Nur weil 18 Prozent die AFD wählten - die man
in einem Folge-Bericht der gleichen Zeitung schnell noch auf 19 Prozent
hochgesetzt hat - kann man doch nicht davon ausgehen, dass in Garath 18
bzw. 19 Prozent der Wähler Nazis waren“, sagt Kalus. Er wisse, dass
ganz andere dieser Partei ihre Stimme gaben, um den „großen Parteien“
ihren Protest für eine offensichtlich verfehlte Sozialpolitik kundzutun.
Darum sei man doch kein Nazi und die Garather nicht schlechter als
andere.
„Dass es hier und dort mal Auseinandersetzungen gibt, liegt wohl in
der Natur der Menschen und ist in einem stetig wachsenden Stadtteil - in
dem so viele unterschiedliche Charakteren aufeinanderprallen - nichts
Ungewöhnliches. Das wird es zum Beispiel erst durch „reißerische
Pressemeldungen“, wie die von letzter Woche in der WZ“, mahnt Kalus mit
erhobenem Zeigefinger und fügt hinzu: „Garath ist seit seiner Entstehung
immer wieder in den Mittelpunkt negativer Berichterstattung geraten.
Das lag jedoch auch daran, weil in den 60´er Jahren viele Flüchtlinge
und Menschen aus teils prekären Verhältnissen hier ihre zweite Heimat
fanden – da kam es öfters zu Verständigungsproblemen. Diese gibt es hier
und da auch heute noch, jedoch sind sie nicht so groß, dass die
Garather sie nicht in den Griff hätten bzw. die Medien darüber berichten
müssten“.
Nicht nur Geschichte
Garath hat nicht nur Geschichte; es ist auch eines der wenigen
Stadtteile in denen Kunst, Kultur und Natur unter einem Hut stecken und
wo sich Menschen ehrenamtlich in den Vereinen, Institutionen und
Einrichtungen engagieren. Geht man mit offenen Augen durch den
Stadtteil, wird es einem klar, dass Garath ein aufstrebender Stadtteil
mit viel Natur ist und man wegen der wenigen „Hochhäusern“ nicht an
klassische Hochhausschluchten denkt - wie es immer wieder behauptet
wird. Garath hat zudem eine gute verkehrliche Verbindung zur Innenstadt
mit Bus, S-Bahn und per Fahrrad oder Auto.
Als Wilhelm Kalus mit seiner Frau und zwei Kindern 1964 sein Haus im
ersten Bauabschnitt Johannes-Radke-Straße bezog, war Garath noch eine
einzige Baustelle. Nach und nach entstanden die heutigen Straßenzüge,
Geschäfte und Wohnungen, die sich sehr schnell mit Familien füllten. Er
war der letzte „Boss“ der Benrather Feuerwehrwache, die sich damals im
Westflügel des Schlosses befand und die im Oktober 1981 ihre Tore für
immer schloss. Kalus war Mitbegründer des „Warmwasservereins“ - der sich
dafür einsetzte, dass die für damals sehr hohen Heizkosten angepasst
wurden, und aus der später die Bürger- und Interessengemeinschaft Garath (BIG)
hervorging. Zu Zeiten der „ Trimm-dich-Pfade
“ engagierte sich der Familienvater und Opa von fünf Enkeln als Wanderführer ( Tripp-Trapp ins Grüne
),
Gymnastik-Trainer, sowie als Hauptsportwart im GSV für die
nichtballspielenden Sportler. Im Alpenverein gründete er die erste
Skiabteilung für „ Alt und Jung
“, bereiste regelmäßig - oft mit mehr als 20 Garathern - die Skigebiete Engelberg in der Schweiz.