Er spielte viele Jahre mit dem Spielmannszug Blau-Weiß bei den Umzügen. Später war er oftmals Zuschauer mit seinen Kameraden des Marine Corps und zuletzt nahm er mit seiner ganzen Familie - er mit Lederhose und seine Frau in Dirndl - an einer der schönsten Umzüge im Düsseldorfer Süden teil.
Die Rede ist vom 2. Schützenchef des Garather Schützenvereins Horst Schlotter und dem Erntedankfest in Urdenbach, welches jedes Jahr aufs Neue stattfindet und etwa 20 000 Besucher aus allen Teilen des Landes nach Urdenbach lockt.
Die Begeisterung für dieses bunte Spektakel wurde mit den Jahren immer größer, und so reifte in Schlotter seit 2016 die Idee, auch Garather Bürgerinnen und Bürger für die Teilnahme als Gruppe an den zukünftigen Urdenbacher Erntedank-Umzügen zu interessieren.„Ich will das Projekt nicht als eine Angelegenheit des Schützenvereins verstanden wissen, sondern vielmehr als ein „Projekt des Stadtbezirk 10“, das bewusst auch offen für vereinslose Menschen sein soll, die sich nicht an einen klassischen Verein (e. V.) binden möchten. Dennoch sind gewisse Regeln einzuhalten, die es auch bei allen vereinsähnlichen Zusammenschlüssen gibt“, sagte Schlotter.
Offene Ohren für seine Idee fand der 52-jährige Speditionskaufmann nicht nur bei der Bürger- und Interessengemeinschaft Garath (BIG), dem Heimatverein Garather Jonges und dem Garather Schützenverein, sondern auch bei vielen Garather Bürgern - mittlerweile ist die Truppe 35 Mann/Frau stark.
Bei einem Treffen mit dem Vorstand Arnold Sevenich
und Torsten
Winter (Allgemeinen Bürgerverein
Urdenbach e. V). (ABVU), an dem auch die Vertreter der BIG, und der Garather
Jonges zugegen waren, stellte Schlotter das Konzept der neuen Gruppe vor, und
erhielt promt die Zulassung als Gruppe am Festzug teilnehmen zu dürfen.
Zukünftige Teilnahme möglich
Jetzt musste nur noch ein treffender Name für unsere Truppe her. „Ich schlug „Jaroder Afjesandte“ (Garather Abgesandte) vor - was aber nicht alle so richtig überzeugte. Darum schrieb ich den Düsseldorfer Kabarettisten und Moderator Manes Meckenstock an und bat - sozusagen den „Spezialisten“ - um einen Namensvorschlag. Meckenstock antwortete kurz mit dem Vorschlag „ de söödstädter us jaroth “ (die südstädter aus Garath). Und so nennen wir uns nun“, so Schlotter.
Große Unterstützung fanden „de söödstädter us jaroth“ bei Dankwart von Dörnberg vom Garather Schlosshof. Er hatte bereits im Vorfeld einen über 50 Jahre alten Traktor mit Hänger gekauft und aus Hessen mit einem Tieflader abholen lassen. Mittlerweile konnte der Traktor mit einigen Helfern wieder in einem verkehrssicheren Zustand gebracht werden.
Hans-Joachim Grumbach - er wird den Traktor fahren – verbringt jede freie Minute damit, den Hänger auf dem Garather Schlosshof für das Erntedankfest zu präparieren und erhält jede Unterstützung von Dankwart von Dörnberg. Detlef Mann von den Garather Jonges hat den Sitz des Traktors neu bezogen und war sich nicht zu schade, die Blumenkörbchen der Dirndln mit Stoff auszustatten und zu nähen. Silvia Rutha nähte die feschen Dirndlschürzen. Horst Swiercynski befasste sich mit dem Logo der neuen Trachtengruppe Benjamin Mann von BMK-Media entwarf das neue Banner für den Traktor und der Autor dieses Beitrages ( Peter Ries ) entwarf den Button als Erkennungszeichen der Gruppe.
Bereits jetzt sind sich alle einig, regelmäßig am Erntedankfest in Urdenbach teilzunehmen. „Ob es in Zukunft einen „losen Verein“ geben wird oder ob wir als Gruppe dem „ABVU“ beitreten und unter diesem Dach zukünftig teilnehmen, muss noch geklärt bzw. abgefragt werden – beides ist möglich“, ist sich Schlotter sicher. Bezirksbürgermeister Uwe Sievers ist von dem neuen "Bürgerprojekt" begeistert und nimmt mit seiner Frau ebenfalls am Festumzug teil. Natürlich spielt zum Fest auchder Spielmannszug Blau-Weiß Düsseldorf Garath 1973 e.V. auf.
Das komplette Programm und die Rute des Festzuges finden Sie hier: https://www.urdenbach.org/erntedank-programm.htm
Kommentar:
Garather Bürger treffen sich und gründeten eine Gruppe, um in einem anderen Stadtteil an einem traditionellen Ereignis dabei zu sein. Die Idee dahinter, dies zukünftig als ein neues „Projekt des Stadtbezirks 10“ laufenzulassen, halte ich für eine geniale Sache, an der sich alle Garather BürgerInnen zwanglos – aber mit einer „dem Anlass entsprechenden Bekleidung“ beteiligen können, die nicht einem klassischen Verein (e. V.) interessiert sind.
Abgesehen davon, dass wir in Garath viele Vereine und Veranstaltungen haben und Schützenfeste die Bürger sehrwohl verbindet – gibt es jedoch noch kein sogenanntes „Bürger Projekt“, an dem sich alle beteiligen können, ohne Mitglied eines streng nach Satzung geführten Vereins sein zu müssen. Natürlich benötigt auch ein „loser Verein“ (ohne Rechtsfähigkeit) Regeln; diese dürften aber selbstverständlich allen mit in die Wiege gelegt worden sein.
Ich plädiere in jedem Fall dafür, dieses großartige Projekt zu unterstützen. Hier böte sich die Gelegenheit, ein politisch neutrales, multi-kulturelles und multi-konfessionelles Projekt aus der Taufe zu heben und allen Widersachern und Nestbeschmutzern einmal die andere Seite von Garath – und vor allem die, der hier lebenden Menschen - aufzuzeigen.
Menschen eines Stadtteils mit den Traditionen der Menschen anderer Stadtteile zu verbinden, ist gerade in Zeiten von Hass und Fremdenfeindlichkeit nicht nur notwendig, sondern auch die Pflicht einer demokratischen Gesellschaftsstruktur. Es schafft nicht nur ein friedlichen Miteinander, sondern auch Sympathie über die Stadtgrenzen hinaus. Und letztlich bringt es die Garather einander noch näher. Denn Garath ist ein lebenswerter Stadtteil - mit einem Netzwerk von kreativen Menschen, die jeden Tag Großartiges leisten - was die Idee dieses „Projektes“ einmal mehr beweist.
Natürlich werde auch ich mein „politisches“ Gewand mit einer zünftigen
Tracht tauschen und mit meiner Familie dabei sein, um ein Paar schöne Stunden
mit jenen zu verbringen, die dies auch so sehen.
Ihr/Euer Peter Ries
Bezirksvertreter
Betreiber des Stadtteilportals
Das Erntedankfest spielt in Urdenbach seit mittlerweile über 70 Jahren eine ganz besondere Rolle. Das frühere Fest der Landwirte konnte von diesen nach der Aufgabe ihrer Höfe nicht mehr aufrechterhalten werden. Der Allgemeine Bürgerverein Urdenbach e. V. hat hiernach die Tradition dieses Festes gesichert und die Organisation seit inzwischen mehr als 50 Jahren übernommen.
Ein ganzer Stadtteil ist auf den Beinen, wenn in „Odebach“ Erntedankzeit ist. Das Herzstück ist der Festzug am Sonntag. Bis zu 20. 000 Besucher aus allen Teilen des Landes, sind dabei, wenn der Festzug am Sonntag durch das schöne „Odebach“ (Urdenbach) zieht. Vor allem bei den ländlich liebevoll gestalteten Festzügen zeigen sich künstlerische Kreativität und die Vielfalt der 30 Gruppen. Standesgemäß in der Tracht beteiligen sich die örtlichen Trachtenvereine, Schulen, Kindergärten und Kirchengemeinden am Erntefest.
Häuser und Vorgärten und Wege werden Jahr für Jahr liebevoll geschmückt. Erntewagen, Schürreskarren und alte Traktoren, die teilweise aus den 20er und 30er Jahren stammen, Reitergruppen, wie auch zahlreiche Fußgruppen in traditionellen Trachten gekleidet, begleiten den Festzug und bieten den Besuchern aus allen Teilen des Landes eines der schönsten traditionellen Feste des Düsseldorfer Südens. „de söödstädter us jaroth“ sind mit dabei. Sie auch!?